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Gesichter der Demokratiebildung: Ronny Keil

Gute Beispiele • 10.06.2025
Ronny K.
© DKJS/Lina Ernst

Der Krieg in der Ukraine, Verschwörungstheorien rund um Corona, populistische Strömungen im In- und Ausland: Die Demokratie wird im Moment von vielen Seiten angezweifelt. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung unterstützte mit dem Kompetenznetzwerk „ im Jugendalter“ Akteur:innen, die dafür sorgen, dass junge Menschen unser politisches System von klein auf zu schätzen lernen und mitgestalten. In diesem Rahmen entstand die Multimedia-Reportage "Wir müssen Demokratie vorleben: Gesichter der Demokratiebildung"*, in der fünf Vorbilder ihre sehr unterschiedlichen Ansätze vorstellen und erzählen, was sie antreibt. 

Wie stärkt RONNY KEIL die Demokratie? 

Es ist ohne Frage wichtig, dass jungen Menschen im Schulunterricht vermittelt wird, wie unser politisches System funktioniert. Doch zu aktiven Mitgestalter:innen macht sie das Auswendiglernen noch lange nicht. 

Der Schulsozialarbeiter Ronny Keil lädt in Moritzburg regelmäßig in einen Jugendtreff ein, um mit Schüler:innen in ihrer Freizeit Projekte zu entwickeln und umzusetzen. Sie machen junge Menschen ganz praktisch vertraut mit demokratischen Entscheidungsprozessen. 

SEINE GESCHICHTE 

„Die Schule nimmt heute viel Raum ein und ist oft mit großem Leistungsdruck von außen verbunden. Ich sehe es als eine meiner wichtigsten Aufgaben an, den Schüler:innen Wege aufzuzeigen, selbst etwas auf die Beine zu stellen. Eine Demokratie lebt nun mal von neuen Impulsen. Es geht nicht nur darum, Dinge abzuarbeiten. Ich hoffe, dass die Schüler:innen erkennen, wie viele Möglichkeiten ihnen unser Gemeinwesen bietet und dass es an ihnen liegt, es aktiv mitzugestalten. Dafür muss man nicht gleich das große Rad drehen. Mein Ansatz ist es, ihnen über den Schulalltag hinaus einen Raum anzubieten, in dem sie sich austauschen und einfach mal loslegen können. Ohne Druck, aus sich heraus.“ 

„Ich habe deshalb eine zwischen der Kurfürst-Moritz-Oberschule und einem etwa 150 Meter entfernten Jugendclub aufgebaut. Alle zwei Wochen, immer dienstags ab 15.30 Uhr, lade ich die Schüler:innen hierher zu einer offenen Runde ein. In einem Setting, das ihren Freizeit-Interessen nahekommt. Wir zocken Fußball auf der Konsole, leihen uns eine VR-Brille aus oder kochen zusammen. Mein Anliegen ist es, sie in einer entspannten Atmosphäre in einen Austausch zu bringen. 

Ich versuche, für die Jugendlichen jemand sein, mit dem sie auf Augenhöhe reden können. Ein Ansprechpartner, der anders ist als ihre Lehrkräfte oder ihre Eltern. Wir unterhalten uns über verschiedenste Themen. Egal, ob es um Liebesfragen, TikTok-Trends oder die letzten Wahlergebnisse in Sachsen geht – mich interessiert, was sie wirklich denken.“ 

„Wichtig ist, dass sie lernen, eine Meinung zu vertreten und sich mit anderen Standpunkten auseinanderzusetzen. Außerdem erfahre ich, was sie gerade beschäftigt und kann sie animieren, doch mal dieses oder jenes auszuprobieren."

Ronny Keil

"Ein , das aus der offenen Runde hervorgegangen ist, ist unsere Graffiti-Aktion. Nachdem deutlich geworden war, dass diese Kunstform viele der Jugendlichen fasziniert, gestalteten wir gemeinsam mit einem Graffitikünstler eine Wand an der Schule und filmten das Ganze. Die jungen Menschen entwickelten eine Vision und setzten sie in gemeinsamen Abstimmungsprozessen um! Allen Hürden zum Trotz! Sie konnten sich auf ein Motiv verständigen und den Direktor überzeugen, eine Wand dafür freizugeben. Demokratie pur.“ 

„Die Graffiti-Aktion hat mir gezeigt, wie sehr sich mein Einsatz lohnt. Als ich 14 oder 15 war, verbachte ich selbst viel Zeit in einem Jugendclub. Ich spielte Gitarre in einer Band und es gab dort einen Proberaum, den wir für sehr wenig Geld mieten konnten. Ein Ort, an dem wir so sein konnten, wie wir waren, solange wir uns an gewisse Umgangsformen hielten. Eine Zeit, die mich sehr geprägt hat. Es ist für mich eine Herzensangelegenheit, mich heute in die Jugendlichen hineinzuversetzen und sie aufrichtig wertzuschätzen."

"Wenn ich sehe, dass sie mein Angebot annehmen und Erfahrungen machen, an denen sie wachsen, bestätigt mich das in meiner Arbeit."

Ronny Keil

*Die Multimedia-Reportage wurde 2022 veröffentlicht, bleibt aber in ihren Ansätzen und Botschaften auch knapp drei Jahre später noch aktuell.

Autor:in

Name Autor:in

Carla Klatte

Carla Klatte arbeitet in der Programmkommunikation. Sie ist im Team bekannt für ihre ausgewogene Art, umsichtige und verlässliche Arbeitsweise.

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