"Frieden ist das, was alle wollen!" - Mit Kindern und Jugendlichen über Krieg und Frieden sprechen
Wie können wir mit Kindern und Jugendlichen über Krieg und Frieden sprechen? Wie können wir sie dabei unterstützen, ein eigenes Urteil zu bilden und friedvolles Handeln bestärken? Diese und mehr Fragen beantwortete Agnes Scharnetzky, Referentin für Politische Bildung bei der John-Dewey-Forschungsstelle für die Didaktik der Demokratie (JoDDiD), in unserem Digitalcafé.
In einer Zeit, in der globale Konflikte und Friedensbemühungen die Schlagzeilen dominieren, ist es wichtiger denn je, dass pädagogische Fachkräfte Kinder und Jugendliche für die Themen Krieg und Frieden sensibilisieren. Doch wie kann man mit ihnen darüber reden, ohne sie – und sich selbst – zu überfordern?
Weltweit gesehen sind Friedenszeiten die Ausnahme. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Zusammenwachsen zur Europäischen Union sind jedoch die heranwachsenden Generationen hierzulande mit dem Versprechen aufgewachsen, dass in Europa Frieden herrscht. Mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine ist dieses Gefühl ins Wanken geraten – das Thema Krieg ist viel näher an uns herangerückt. Dies spüren auch die Kinder und Jugendlichen und kommen mit Fragen auf Eltern, Lehrkräfte und andere pädagogische Begleitpersonen zu, die sich diesen Fragen oft nicht gewachsen fühlen. Agnes Scharnetzky gab mit einem kurzen Impulsvortrag eine didaktische Perspektive auf das Thema und beantwortete Fragen der Teilnehmenden.
Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen
Welche Bedürfnisse haben Kinder und Jugendliche, wenn sie sich mit dem Thema Krieg beschäftigen? Im Portal "Frieden fragen"https://www.frieden-fragen.de/ der Berghof Foundation können junge Menschen ihre Fragen einreichen, die altersgerecht und ermutigend beantwortet werden. Das Institut hat auf dieser Grundlage drei Hauptbedürfnisse der Kinder und Jugendlichen herausgearbeitet:
- Informationsbedürfnis: Warum gibt es Krieg?
- Sicherheitsbedürfnis: Was bedeutet Krieg für mich? Bin ich sicher?
- Handlungsbedürfnis: Was kann ich gegen Krieg tun?
Herausforderungen der pädagogischen Fachkräfte
Pädagogische Fachkräfte verspüren den Wunsch und Anspruch das Thema Krieg und Frieden allumfassend besprechen zu können und nehmen Lücken als Hürde wahr, sich dem Thema anzunehmen. Doch der Anspruch…:
- internationale Politik genau erklären zu können,
- alle relevanten Perspektiven zu kennen und zu besprechen,
- fertige Lösungsoptionen aufzuzeigen und Frieden zu besprechen
kann und muss nicht erfüllt werden, denn die Lösungen sind komplex und es bedarf vielfältiger Perspektiven!
Aber was kann Demokratiebildung dann leisten?
Demokratiebildung kann Kinder und Jugendliche in ihrer Urteilsfähigkeit, Handlungsfähigkeit und Mündigkeit stärken und junge Menschen dabei unterstützen, sich selbst in der Welt zu verorten, die Auseinandersetzung mit Menschenrechten fördern, Recht als Kategorie kennenzulernen und ihre Kompetenz zum Widerspruch fördern. Und dabei können pädagogische Fachkräfte eine entscheidende Rolle spielen.
Welche Rolle übernehmen Pädagog:innen dabei?
Die Pädagog:innen sind in ihrer Rolle dafür verantwortlich zu moderieren, richtigzustellen, einzuordnen. Sie können ein Verständnis für die Ursachen und Auswirkungen von Konflikten vermitteln und gleichzeitig die Bedeutung von Frieden und Versöhnung hervorheben. Woran kannst du dich dabei orientieren?
- Der Beutelsbacher Konsens dient dabei als Orientierung, um sicherzustellen, dass Schüler:innen nicht überwältigt werden und sich ihr eigenes Urteil bilden dürfen. Dabei ist es auch durchaus angemessen, die Kontroversität zu wahren und zu zeigen, dass einige Aspekte uneindeutig und streitbar sind.
- Selbstschutz vorleben: Vor allem bei diesem schweren Thema ist es wichtig für alle Beteiligten, auch Räume für Auszeiten, Schönes und Selbstfürsorge zu schaffen!
„Junge Menschen 2025 stehen unter enormen Druck. Sie wachsen in einer Zeit multipler Krisen auf und haben auch das Recht, unbeschwert zu sein und sich einmal nicht mit Krisen auseinanderzusetzen.“
Agnes Scharnetzky
- Frieden im Kleinen stärken: Im Krieg gibt es keine einfache Lösungen: Pädagog:innen sollten deutlich machen, dass Erwachsene die Verantwortung übernehmen und aktiv daran arbeiten, Frieden zu schaffen. Gleichzeitig kann von klein auf vermittelt werden: je mehr sich Menschen für ein friedvolles und demokratisches Miteinander engagieren, desto weniger wachsen kriegerische Auseinandersetzungen. Pädagog:innen können dazu beitragen, indem sie junge Menschen ermutigen, sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. Auch ein spielerischer Zugang kann sich eignen, etwa die Actionbound-Forschungsreise „Komm, wir suchen Frieden“, die in Kooperation des LKJ Sachsen-Anhalt und dem Puppentheater Magdeburg entwickelt wurde.
Eure Fragen aus der Praxis - von der Expertin beantwortet