Demokratiebildung
Die DKJS versteht Demokratiebildung als Bildung über, durch und für Demokratie indem junge Menschen Demokratie erfahren und erleben mit dem Ziel, sie in ihrer aktiven und mündigen Gestaltung der und des gesellschaftlichen Miteinanders zu stärken.
Demokratie ist eine institutionelle Herrschaftsform, eine Gesellschaftsform des spezifischen sozialen Zusammenlebens und eine Lebensform in den konkreten, persönlichen Lebenswelten (vgl. Himmelmann 2004: 7-10), Formen, die als ineinander verwobene Dimensionen zu verstehen sind und keine trennbaren Ebenen darstellen.
Daran anschließend begreifen wir Demokratiebildung als eine Form von Bildung über, durch und für Demokratie als Ziel, Gegenstand und Praxis. Demokratiebildung entsteht im Lernen, Erfahren und Erleben von Demokratie mit dem Ziel der Befähigung zur aktiven und mündigen Gestaltung der gesellschaftlichen Ordnung (vgl. Kenner/Lange 2022: 64f.). Sie beinhaltet sowohl anlassbezogene als auch arrangierte Auseinandersetzungen mit politischen Themen und demokratische Partizipationserfahrungen (Becker 2024: 9ff.). Demokratiebildung eröffnet „Räume und Gelegenheiten, selbstständiges, politisches, soziales, kommunikatives sowie partizipatorisches Handeln zu realisieren“ (Achour 2021: 6).
Lernen über Demokratie meint, dass in Bildungsprozessen Wissen und Kenntnisse über die Demokratie, ihre Funktionsweisen, verfahren und Institutionen vermittelt werden. Lernen durch Demokratie zielt auf Bildung durch Erfahrung: Durch demokratische und partizipative Erfahrungsräume wird Demokratie als Lebensform verwirklicht. Lernen für Demokratie hat demokratische Werte und Normen, die eine Orientierungsfunktion aufweisen und das Handeln Einzelner anleiten, als Gegenstand (Birnbacher et al. 2024: 16).
Ziel ist hierbei die Befähigung zur aktiven Gestaltung der Demokratie und des gesellschaftlichen Lebens. Kinder und Jugendliche stärken also ihre Demokratiekompetenzen und ihre demokratische Haltung, indem sie Werte entsprechend der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und des demokratischen Miteinanders kennen, reflektieren, akzeptieren und verteidigen. Gute Demokratiebildungsprojekte motivieren und befähigen Kinder und Jugendliche, sich aktiv an gesellschaftlichen Aushandlungs- und Gestaltungsprozessen zu beteiligen.
Demokratiebildung denkt verschiedene Ansätze der politischen, kulturellen und Medienbildung mit. In all diesen Bereichen ist das praktische Erlernen, Erfahren und Praktizieren von demokratischer Teilhabe und Aushandlung möglich. Der Begriff schließt an die Begriffe politische Bildung (Lernen über und seine Systeme) und Demokratiepädagogik (Fokus auf Schulentwicklung) an. Demokratiebildung bedeutet in erster Linie, Demokratie täglich zu erleben, selbst zu gestalten oder mitzugestalten und dabei praktisch zu erlernen – mit dem übergeordneten Ziel, dass Kinder und Jugendliche sich als mündige, mitbestimmende Bürger:innen beteiligen.
Dabei sind die – insbesondere die Rechte auf Beteiligung, Bildung, Schutz und Gleichheit gemäß der UN-Kinderrechtskonvention – grundlegend. Sie umfassen das Recht jedes Kindes, sich eine eigene Meinung zu bilden, diese frei zu äußern und bei allen es betreffenden Angelegenheiten gehört zu werden (Art. 12 UN-KRK). Demokratiebildung stärkt die Umsetzung dieser Rechte im Alltag von Bildungsinstitutionen.
Kooperatives Demokratiebildungsverständnis
Wenn wir in einem gesellschaftlichen Kontext von Demokratiebildung sprechen, sind die Basis dafür stets mehrere Akteur:innen, Perspektiven und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit. Kooperationen zwischen schulischen und außerschulische Akteur:innen verknüpfen das formale System und die Kapazitäten der Institution Schule, die alle jungen Menschen erreicht, mit der Vielfalt an non-formellen Ansätzen und Expertisen zivilgesellschaftlicher Akteur:innen (z.B. Vereine, Theater, Museen etc.). Synergien entstehen zwischen Perspektiven, mit Interdisziplinarität, gebündelten Ressourcen sowie neuen Lernorten und Freiräumen. In der konkreten Arbeit am Projekt erzeugen Kooperationen Gelegenheiten demokratischer Lernerfahrungen für junge Menschen und Kooperationspartner:innen. Wir sind überzeugt: Kooperativen Demokratiebildungsprojekten gelingt es insbesondere, die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen abzubilden sowie gesellschaftlich nachhaltig und wirksam zu sein.
Kooperative Demokratiebildung findet statt, wenn verschiedene Akteur:innen unterschiedlicher Professionen in eine langfristige, arbeitsteilige und zielorientierte Zusammenarbeit in der Demokratiebildung eintreten.
Zur Vereinfachung nutzt die DKJS den Begriff „außerschulisch“, um vielfältige pädagogische Ansätze und Zugänge sowie die Bandbreite der Träger:innen und Akteur:innen jenseits des Systems der Schule zu inkludieren.
Quellen und Querverweise
- Achour, Sabine (2021), Demokratiebildung: Was ist das? – Politische Bildung, die sich lohnt!, in: Demokratiebildung, 21S, Frankfurt am Main, S. 4-13.
- Becker, Helle (2024): OPEN – Offene Jugendarbeit und politische Jugendbildung gemeinsam engagiert: Erfahrungen und Erkenntnisse, in: OPEN Offene Jugendarbeit und politische Bildung gemeinsam engagiert. Erkenntnisse aus praxisfeldübergreifenden Kooperationen, S. 9-39.
- Birnbacher, Leonhard/Engel, Juliane/Stadler, Katharina/Flämig, Katja (2024): Demokratiebildung im Ganztag. Ergebnisse von qualitativen Befragungen und Beobachtungen im grundschulischen Ganztag. Abschlussbericht Deutsches Jugendinstitut.
- Himmelmann, Gerhard (2004), Demokratie-Lernen: Was? Warum? Wozu?, in: Beiträge zur Demokratiepädagogik.
- Kenner, Steve/Lange, Dirk (2022), Demokratiebildung als Querschnittsaufgabe, in Beutel, Wolfgang/Gloe, Markus/Himmelmann, Gerhard/Lange, Dirk/Reinhardt, Volker/Seifert, Anne (Hrsg.): Handbuch Demokratiepädagogik, 1. Auflage, Frankfurt am Main, S. 62-71.